Schauen Sie mir einfach über die Schulter…
1. Das Zurichten des Druckträgers (Stein)
Zuerst muss ich den Stein mechanisch mit Siliziumcarbit in unterschiedlicher Körnung von 80 bis 240 abschleifen; damit wird die alte Zeichnung und die chemisch behandelte Kalkschicht entfernt. Dabei ist viel Sorgfalt nötig, damit der Stein exakt plan bleibt. Mit einem Stahl-Lineal wird das genau überprüft. Das ist deshalb so wichtig, weil ein Hohlschliff zur Folge hätte, dass das Druckbild nicht exakt wiedergegeben wird! Schon dieser Schliff des Steins entscheidet darüber, für welche Art der Zeichnung er dann verwendet werden kann. Für die Herstellung einer Kreidezeichnung muss der Stein gekörnt werden. Für einen Umdruck ist der Stein zu mattieren (feines Korn/) oder zu bimsen (Bimsstein), für eine Federzeichnung zu mattieren oder zu polieren (Schleifen mit 240er- und Polierstein)
2. Zeichnen auf dem Lithografiestein
Der nun so vorgefertigte trockene Stein ist nun bereit für die Zeichnung. Diese wird immer seitenverkehrt aufgebracht.
– entweder ich zeichne mit lithographischen Kreiden und/oder
– ich arbeite mit lithographischer Tusche: als Feder- und Pinselzeichnung, in Laviertechnik oder Spritztechnik.
Der Druck kann sowohl einfarbig als auch mehrfarbig erfolgen. Weil jedoch auf dem Stein immer in schwarz gezeichnet wird, zeigt sich das farbige Bild erst nach dem fertigen Druck. Das ist jedes Mal aufs Neue ein sehr spannender Moment! Denn obwohl ich mir das Endergebnis natürlich vorstellen kann und darauf hinarbeite über viele Stunden, Tage, manchmal Wochen (Ruhezeiten!) ist der Blick auf das fertige Bild immer die Ankunft am Ziel einer Reise. Denn erst der Zusammendruck der einzeln erstellten Farbandrucke zeigt das Ergebnis.
3. Ätzen, das Präparieren des fertig gezeichneten Bildmotivs auf dem Lithografiestein
Für das Präparieren ist es wichtig, dem Stein Zeit zu lassen, damit die chemischen Vorgänge sauber ihre Wirkung entfalten können.
Der Prozess erfolgt in der Regel in 3 Abschnitten
- Talkumieren und mit reinem Gummiarabicum einstreichen; anschließend ca. 12 bis 24 Stunden trocknen lassen.
- Ätzgummi (2 bis 5% Salpetersäurezusatz) auftragen mit dem Schwamm, Pinsel oder der Hand; gleichmäßig verteilen, Trocknen lassen und den Stein ruhen lassen.
- Mit Wasser und Terpentin auswaschen, und anschließend den Stein anfeuchten und mit der Federfarbe anwalzen. Anschließend wieder talkumieren und den Ätzvorgang nochmals wiederholen.
4. Vorbereiten der Druckmaschine
Das Druckpapier, ich verwende in der Regel Büttenpapier mit ca. 220 g/m2, muss nun in der Auflagenmenge auf das gewünschte Format gerissen werden. Es wird griffbereit auf die Papierablage an der Maschine abgelegt. Dann muss der Druckstein auf den Druckschlitten der Maschine gelegt, genau positioniert und mit Hölzern verspannt werden, damit er beim Druck nicht verrutscht. Bei einem 20 kg schweren Stein kann das ein wenig dauern. Startpunkt und Endpunkt werden an der Maschine eingestellt, der Reiber entsprechend Steingröße eingebaut und in Druckstellung auf Höhe voreingestellt und gefettet. Auch die „Reiberpappe“ muss gefettet werden.
5. Einfärben und Drucken
Der Stein wird nun mit Wasser und Terpentin ausgewaschen und anschließend gefeuchtet. Nun beginnt das Einfärben mit spezieller Lithografie-Druckfarbe.
- Einfärben des Steins per Handwalze, wieder feuchten. Steinoberfläche, wenn erforderlich, an nichtdrucken-sollenden Stellen von Farbe reinigen, danach feuchten. Vorgang wiederholen, bis das Bild die zum Drucken erforderliche Farbmenge hat.
- Anschießend das Druckpapier auflegen, darüber dann die Reiberpappe
- Druckschlitten auf den Startpunkt vordrehen und den Reiber mittels des Bengels herunterdrücken. Dann den Druckschlitten unter dem Reiberdruck durchkurbeln bis zum voreingestellten Endpunkt.
- Den Bengel lösen, der Reiber hebt sich, den Druckschlitten zurückziehen. Anschließend die Reiberpappe abheben und danach vorsichtig den Druckbogen vom Stein abziehen.
- Das bedruckte Papier dann zum Trocknen legen. Hier kann es nun auf seine Qualität „geprüft und ausgewertet“ werden.
- Für den nächsten Druck die gleiche Prozedur wiederholen.
- Stein feuchten, einfärben und erneut abdrucken.
- Nach dem letzten Druck der Auflage wird der Stein wieder zum Schleifen bereitgelegt.
Die fertigen Druckbögen werden nummeriert und signiert und erhalten im Anschluss eine finale Blindprägung am unteren weißen Papierrand.